Test: Samsung Galaxy Note 3

Das Galaxy Note 3 zeigt sich Test als heimliches Flaggschiff von Samsung. Mehr Ausstattung als das Phablet mit Stiftbedienung hat derzeit kein Smartphone zu bieten.


Nein, von einem Smartphone mag man angesichts der bulligen Abmessungen des Galaxy Note 3 wirklich nicht mehr sprechen. Mit seinem 5,7-Zoll-Display (14,5 cm Diagonale) ist dieses Samsung-Gerät ein typisches „Phablet“ – ein Mittelding zwischen ­Phone und Tablet.
Seit dem 2011 vorgestellten Urahnen der Galaxy-Note-Reihe hat Samsung die Displaygröße immer weiter wachsen lassen (Note: 5,3 Zoll; Note 2: 5,5 Zoll). Dank etwas schma­lerem Displayrahmen haben sich die Maße des Note 3 gegenüber dem Note 2 jedoch kaum verändert.
Nur leichter (168 Gramm gegenüber 182 Gramm beim Note 2) ist die neue Generation geworden. Doch auch das Note 3 lässt sich nicht mit einer Hand bedienen. Die optionale Stifteingabe trägt nicht zuletzt der Tatsache Rechnung, dass man ohnehin beide Hände nutzen muss.

Ausstattung: Extrem starke Hardware

Wer sich mit dem Stift grundsätzlich anfreunden kann, dem liefert Samsung eine Vielzahl an durchdachten und nützlichen Funktionen. Gegenüber Stift-PDA-Veteranen wie Palm oder Newton sieht man dem Bedien­konzept des Galaxy Note 3 an, dass es im wörtlichen Sinne aus einem anderen Jahrtausend stammt.
Zum Test tritt die LTE-Version mit der internen Typenbezeichnung SM-N 9005 an, die Samsung mit dem überaus potenten Vierkern-Prozessor Qualcomm Snapdragon 800 ausrüstet.

Die andere Geräte­variante SM-N 900, die auf dem Samsung-eigenen Octa-Core-Chip Exynos 5420 basiert (vier Hochleistungs- plus vier Stromspar-Kerne), fand noch nicht ihren Weg in die Redak­tion – es ist unklar, ob sie in Deutschland überhaupt an­geboten werden soll. Samsung hatte dieses Modell wegen thermischer Probleme zurückgehalten und letztere nun wohl durch eine softwareseitige Leis­tungsdrosselung gelöst.
Doch mit der Qualcomm-Version können deutsche Note-3-Käufer überaus zufrieden sein. Ein Geekbench-3-Ergebnis von 2943 Punkten in der Mehrkern-Wertung katapultiert es an die Spitze aller bisher damit getesteten Android-Telefone – noch vor starke Gegner wie Sonys Xperia Z1 oder Samsungs eigenes Galaxy S4.


Der subjektive Eindruck bestätigt die Werte – flüssiger konnte man Android 4.3 und seine Apps noch nirgends erleben. Dazu dürfte auch der mit 3 GB üppig dimensionierte Arbeitsspeicher beitragen. Hinzu kommt, dass das Note 3 in der LTE-Version alle hierzulande relevanten Frequenzen sowie die Cat-4-Spezifikation (maximal 150 Mbit/s) unterstützt.
Im HSPA+-Modus bietet das Note 3 mit 42 Mbit/s im Downlink und 5,76 Mbit/s im Uplink die bisher maximal mögliche Geschwindigkeit, und mit wei­teren Merkmalen wie USB 3.0, 11ac-WLAN, Bluetooth 4.0, NFC und GPS/Glonass bleiben keine Wünsche an die Hardware-Ausstattung offen.

An Bord stehen zudem 32 GB Flash-Speicher zur Verfügung; beim Testgerät waren ab Werk noch rund 25 GB für Apps und eigene Daten frei. Multimedia-Daten lassen sich zusätzlich auf Micro-SD-Karte auslagern.

Kamera: Nützliche Funktionen

Die 13-Megapixel-Kamera entspricht nach Einschätzung der Tester weitgehend der aus dem Galaxy S4. Zumindest ist die Qualität der mit beiden Geräten geknipsten Fotos sehr ähnlich: Bei guten Lichtverhältnissen liefert die Kamera scharfe Bilder mit kräftigen Farben, bei schlechtem Licht produziert die Kombination aus Fotolicht und automatischer Nachterkennung immer noch recht ordentliche Ergebnisse, wenn auch mit leichtem Rauschen.
Insgesamt 14 Motiv-Programme von Auto über Porträt und Sport bis Pano­rama unterstützen beim Fotografieren. Als sehr nützlich erweist sich dabei nicht zuletzt die Funktion „Radierer“. Sie baut ein Idealfoto aus einer Sequenz mehrerer Aufnahmen zusammen, indem sie unerwünschte Passanten oder Fahrzeuge entfernt.

Verarbeitung und Anmutung: Nicht edel, aber praktisch

Das alles verpackt Samsung in ein stabiles und insgesamt hochwertiges Gehäuse, wenngleich die Abdeckung auf der Rückseite aus dem für die Koreaner typischen Kunststoff besteht. Letzterer ist aber immerhin in einem Kunstleder-Look gehalten, der mit simulierten Nähten sogar recht liebevoll gestaltet und in Schwarz, Weiß oder in ausländischen Märkten auch in Pink erhältlich ist.
Für fast jeden Geschmack: Die Kunststoffrückseite hübscht Samsung durch einen Kunst­leder-Look auf – in Schwarz, Weiß oder Pink.
Für fast jeden Geschmack: Die Kunststoffrückseite hübscht Samsung durch einen Kunst­leder-Look auf – in Schwarz, Weiß oder Pink.© 
Trotz des anerkennenswerten Versuchs muss sich das Material in puncto Haptik den Glas- oder Aluminium-Rückseiten anderer Anbieter geschlagen geben. Doch die Kunststoffabdeckung bietet praktische Vorteile: Sie ermöglicht einen wechselbaren Akku und erlaubt Zugriff auf die Speicherkarte bei laufendem Gerät. Zudem trägt sie zur Gewichtsreduktion bei.

Die leistungsstarke Hardware nutzt Samsung für eine schier unendliche Menge an Software-Funktionen. Mit dabei sind Samsung-Klassiker wie die Spracherkennung S Voice, die Übersetzungs-App S Translator, die Gestensteuerung Air Ge­s­ture oder die per Blickkontakt gesteuerten Features Smart Stay (Verhindern der Displaysperre), Smart Scroll (Scrollen per Blickerkennung) oder Smart Pause (automatische Wiedergabe-Pause bei Videos, wenn der Zuschauer nicht mehr aufs Display sieht).

Ausstattung: Riesig auch bei der Software

All diese Funktionen kennen Samsung-Fans bereits vom Galaxy S4 – die Ähnlichkeit der auf Android 4.3 „Jelly Bean“ basierenden und mit der Oberfläche Touchwiz angereicherten Software-Ausstattung des Top-Smartphones und des Top-Phablets der Koreaner ist tatsächlich nicht zu übersehen. Das gilt auch für Funktionen wie Multi Window, mit dem sich der Displayinhalt horizontal oder vertikal teilen lässt, um zwei Apps parallel anzuzeigen.
Hinzu kommen aber clevere Modifikationen und Weiterentwicklungen, mit denen Sam­sung den Eingabestift S Pen in diese Konzepte integriert. So reagiert das beim S4 für einen schwebenden Finger ausgelegte Air View bei Stifteinsatz auf die schwebende Stiftspitze und liefert ohne Berührung eine Vorschau des auf diese Weise anvisierten Inhalts. Drückt der Nutzer zusätzlich die Stift-Taste, ruft er das „Air Menü“ auf, das alle auf den Stift bezogenen Optionen vereint.
Beliebige Teile des Bildschirms – etwa Kartenanzeigen, Webinhalte oder eigene Notizen – lassen sich mit der Funk­tion „Scrapbook“ in einer digitalen Sammelmappe speichern und später wieder abrufen. Die dort abgelegten Infoschnipsel kann man zudem mit der Suchfunktion S Finder nach Schlagworten oder kontextbezogenen Informationen durchforsten. Das geht so weit, dass die Suche nach „New York“ auch Notizen liefert, die dort vor Ort erstellt wurden.
Auch der SPen wurde überarbeitet und ist nun noch cleverer.
Auch der SPen wurde überarbeitet und ist nun noch cleverer.© 
In Feldern und Dokumenten, die für die Texteingabe gedacht sind, aktiviert der schwebende Stift ein Symbol für Handschrifteingabe. Wird dieses ausgewählt, lassen sich Texte auch per Schreibschrift aufs Display bringen und dann in Klartext umwandeln. Das funktionierte sogar mit der nicht gerade leserlichen Klaue des Testers überraschend gut.

Hinzu kommt das breite Sortiment an Samsung-eigenen Apps vom Fitnessprogramm
S Health über den hauseigenen App-Store Samsung Apps bis zum Sicherheitstool mit dem schönen Namen Knox. Aber auch das komplette Angebot an Google-Apps wie Google+, Chrome, Google Maps oder die Google Sprachsuche sind vorinstalliert.
Wie bei anderen Samsung-Topmodellen kann einen die schiere Menge an Software-Funktionen allerdings auch überfordern. Da ist es gut, dass sich viele der beschriebenen Helferlein in den Einstellungen abschalten lassen. Lobenswert ist zudem, dass dem Gerät eine kleine, gedruckte Anleitung beiliegt, die sich auf 20 Seiten allerdings nur den wichtigsten Besonderheiten widmet. Ein komplettes klassisches Handbuch gibt’s nur als PDF-Download auf www.samsung.de.

Eingabestift: Cleverer S Pen

Zu dem Eingabestift S Pen hat sich Samsung viele Gedanken gemacht. So erkennt das Note 3 automatisch, wenn jener aus seinem Einschub gezogen wird und aktiviert das „Air-Menü“ mit S-Pen-Kurzbefehlen. Letzteres lässt sich aber auch aufrufen, wenn die Stiftspitze über dem Display schwebt und man die im S Pen integrierte Taste drückt.
Hier kann man die bereits vom Note 2 bekannten Funk­tionen wie Screenshots, Suche („S-Finder“) oder das digitale Notizbuch Scrapbook starten. Besonders praktisch ist das „Aktionsmemo“: Damit lässt sich eine handschriftliche Notiz direkt einer Anwendung wie Anruf, Nachricht, Aufgabe, Internetsuche oder Kartensuche übergeben. Ebenfalls praktisch ist das „S-Pen-Fenster“: Damit lässt sich ein Rahmen auf dem Display ziehen, in dem das Note 3 dann eine Anwendung wie Rechner, Browser oder Chat im Mini-Anzeigemodus startet.

Labormessungen: Durchwachsene Werte

Angesichts der Ausstattung und des Funktionsumfangs waren wir gespannt, wie das heimliche Samsung-Flaggschiff in unserem Messlabor abschneiden würde – und ob es vielleicht gar das Galaxy S4 von der Spitzenposition verdrängen kann.
Die erfreulichste Nachricht zuerst: In Sachen Aus­dauer reiht sich das Note 3 in die absolute Spitzengruppe ein: 9 Stunden und 45 Minuten im praxisnahen Verbrauchsmix sind ein Top-wert, der zu voller Punktzahl in dieser Disziplin führt. Hier trumpft das Note 3 mit seinem 3200-mAh-Akku auf.
Auch die Display- und Akustikmessungen können auf ganzer Linie überzeugen. Nicht ganz so erfreulich fallen dagegen die Sende- und Empfangswerte aus. Während die Ergebnisse in der GSM-Messung mit 26 von 30 Punkten noch okay sind, erreicht das Note 3 in der UMTS-Disziplin leider nur schwache 21 von 30 Punkten.

Fazit: Ein sehr gutes Phablet

Damit reiht es sich in die diesbezüglich durchwachsenen Ergebnisse anderer Vertreter der aktuellen Samsung-Topriege ein. Schade, denn die Spitzenplatzierung in der Bestenliste bleibt dem Gerät somit verwehrt. Ein sehr gutes Phablet ist das Galaxy Note 3 aber allemal – und überflügelt seinen Vorgänger um vier Punkte.

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